Kurzbiographien
A
Anselm Casimir Wambold von Umstadt, Kurfürst und Erzbischof von Mainz
Geboren am 30. November 1582, gestorben am 9. Oktober 1647 in Frankfurt.
Der Sohn des kaiserlichen Rats und Reichskammergerichtsassessors Eberhard Wambold von Umstadt und seiner Frau Anna, geb. von Reiffenberg, erhielt eine hervorragende Ausbildung, die von Beginn an auf ein gehobenes kirchliches Amt hinzielte. Diese Ausbildung inkludierte Studienaufenthalte in Rom. Anselm Casimir wurde Domherr in Mainz und Halberstadt sowie Kanoniker des Mainzer St. Albanstifts. 1629 wurde er zum Erzbischof von Mainz gewählt. Anselm Casimirs Regierungszeit fällt vollständig in den Dreißigjährigen Krieg. Als Reichserzkanzler verfolgte er eine kaisertreue Politik, die er bis zu seinem Tode nicht aufgab. Infolge der Kriegswirren musste er zwei Mal aus Mainz fliehen. Zum ersten Mal Ende 1631, als die Schweden die Stadt einnahmen. Im Jahre 1636 kehrte er in das im Herbst 1635 zurückeroberte Mainz zurück. Als Mainz im Herbst 1644 von französischen Truppen belagert wurde, floh Anselm Casimir zum zweiten Mal. Bei der Kapitulation am 16. September 1644 schloss das Domkapiteln mit den Besatzern einen Vertrag, der die selbständige Verwaltung von Stadt und Erzstift gewährleistete und die Ausübung der katholischen Religion sicherte. Anselm hingegen war nach Frankfurt geflohen und hatte sich nicht an diesem Vertrag beteiligt. Er sollte seine Residenzstadt Mainz nicht mehr wiedersehen sollte und starb am 9. Oktober im Frankfurter Exil.
Lit.: Brendle, Franz: Der Erzkanzler im Religionskrieg : Kurfürst Anselm Casimir von Mainz, die geistlichen Fürsten und das Reich 1629 bis 1647, Münster, 2011;
Brück, Anton Ph., "Anselm Casimir" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 310 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115502572.html#ndbcontent [25.06.2019].
B
Bredau, Johann Rudolf von, aus Böhmen
Geboren um 1595, gestorben am 14. November 1640
Bredau stammt aus niederländisch-böhmischem Adel. Seit 1631 stand er im Dienst der kaiserlichen Armee und kämpfte Anfang der 1630er Jahre unter anderem an der Seite von Tilly und unter dem Kommando Piccolominis. Bredau scheint ein Anhänger Wallsteins gewesen zu sein, dennoch erwarb er nach dessen Ermordung (1634) die Herrschaft Lämberg. Nach vielen Jahren im Kriegseinsatz wurde er 1640 zum Feldmarschallleutnant ernannt. Im November 1640 verfolgte Bredau mit seinem Regiment die Franzosen von Kirchheim bis Kassel. Dabei wurde er am 14. November 1640 bei Ziegenhain durch einen Schuss tödlich verwundet.
Lit.: Volkach, Bernd Warlich: http://www.30jaehrigerkrieg.de/breda-bredaw-bredau-brettau-brede-breda-bredon-hans-johann-ludolf-rudolf-freiherr-von/. [25.06.2019].
Brömser, Heinrich, von Rüdesheim
Heinrich Brömser von Rüdesheim wurde um 1590 geboren. Er war Geheimer Rat und Vizedom des kurmainzischen Viztums Rheingau. Nach dem Abzug der Schweden wurde er von Erzbischof Anselm Casimir nach Mainz gesandt, um den Zustand der Stadt zu begutachten. Im Jahr 1646 wurde er in den Freiherrenstand erhoben und nahm 1648 als Gesandter an den Friedensverhandlungen in Münster teil. 1651 wurde er zum Titularreichshofrat ernannt. Heinrich Brömser starb am 25.November 1668 kinderlos in Mainz, womit dieses Geschlecht ausstarb.
Lit.: Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. Wiesbaden, 2. vollst. überarb. und erw. Auflage 1992, S. 85.
Ferdinand II.
Ferdinand II wurde am 9. Juli 1578 als Sohn Erzherzog Karls II. von Innerösterreich und Marias von Bayern in Graz geboren. Ab 1590 erhielt er seine Ausbildung und Erziehung durch die Jesuiten in Ingolstadt. Obwohl er formal bereits seit dem Tod seines Vaters im Jahr 1590 Landesherr war, übernahm er die Regierungsgeschäfte in Innerösterreich erst ab seiner Volljährigkeit 1596.
Seine tiefe Religiosität zeichnete sich bereits zu Beginn seiner Herrschaft durch Wallfahrten nach Loreto und Rom ab. So trieb er die bereits von seinem Vater eingeleitete Gegenreformation in Innerösterreich entschieden voran.
Während er in konfessionellen Fragen eindeutig Stellung bezog, blieb Ferdinand im Falle des habsburgischen Bruderzwists zwischen Kaiser Rudolf II. und Erzherzog Matthias zunächst unentschieden. 1611 bezog er jedoch endgültig zugunsten von Matthias Position, wohl auch in der Hoffnung, das Erbe des kinderlosen Matthias antreten zu können. 1617 entschloss sich dieser tatsächlich Ferdinand als König in Böhmen vorzuschlagen. Am 6. Juni 1616 erfolgte seine Wahl zum König von Böhmen und am 6. Mai 1618 zum König von Ungarn. Wie bereits in seinem eigenen Herrschaftsgebiet setzte er sich auch in diesen Territorien sofort für die Gegenreformation ein. Gerade bei den böhmischen Ständen stieß dies jedoch auf Widerstand, der am 23. Mai 1618 schließlich in den Prager Fenstersturz und damit den Beginn des Dreißigjährigen Kriegs mündete.
Nach Matthias‘ Tod 1619 wurde Ferdinand am 28. August in Frankfurt zum neuen Kaiser gewählt und am 9. September 1619 gekrönt. Kurz vorher war er aber von den böhmischen Ständen als König abgesetzt und durch den protestantische Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz ersetzt worden. Ferdinands neue Stellung als Kaiser sowie ein Vertrag mit Maximilian von Bayern und der Katholischen Liga ermöglichten es ihm erfolgreich gegen Friedrich vorzugehen. Die Entscheidung fiel schließlich am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg, in welcher Friedrich von kaiserlichen und bayerischen Truppen geschlagen wurde.
Neben dem Aufbegehren der protestantischen Stände hatte Ferdinand in dieser Zeit auch mit Unruhen in Ungarn zu kämpfen. Erst im Jahr 1621 gaben die Aufständischen auf. Auch im Reich selbst ging Ferdinand mit Unterstützung der Liga erfolgreich gegen Friedrich V. und seine Unterstützer vor und trieb die Rekatholisierung voran. Die drohende Verschiebung der konfessionellen und Machtverhältnisse im Reich riefen jedoch andere europäische Fürsten auf den Plan, so 1625 Christian IV. von Dänemark als Kreisobrist des Niedersächsischen Reichskreises. Um dieser Bedrohung Herr zu werden, bediente sich Ferdinand II. Wallensteins und ließ ihm freie Hand bei der Ausstattung eines Heers. Zusammen mit Tillys Truppen gelang es Wallenstein Christian IV. zu besiegen und fast ganz Norddeutschland unter kaiserliche Kontrolle zu bringen. Durch Wallensteins Heer war es Ferdinand II. auch gelungen, sich aus der Abhängigkeit zur Katholischen Liga zu befreien. Nach Christians Niederlage befand er sich 1629 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Dies nutzte er, um am 6. März 1629 das Restitutionsedikt zu erlassen. Dies stellte sich jedoch als politischer Fehler heraus. Neben den protestantischen Ständen formierte sich auch Widerstand bei den katholischen Ständen, die in dem Edikt eine gefährliche Ausweitung der kaiserlichen Machtbefugnisse sahen. Hinzu kam die Abneigung der Stände gegenüber Wallenstein. Die Kritik fand ihren Höhepunkt beim Regensburger Kurfürstentag 1630. Ferdinand II. strebte hier vergeblich die Wahl seines Sohnes zum Römischen König an. Unter Führung von Maximilian von Bayern forderten seine Kritiker jedoch eine Verkleinerung der Armee und die Entlassung Wallensteins. Obgleich der Kaiser noch ein Jahr zuvor auf dem Höhepunkt seiner Macht war, musste er sich nun den Forderungen der Reichsstände beugen. Die Armee wurde, trotz der Bedrohung durch die Schweden unter König Gustav Adolf, verkleinert und Tillys Oberbefehl unterstellt. Aufgrund der folgenden Niederlagen im Krieg gegen die Schweden wurde Wallenstein jedoch 1632 wieder als Befehlshaber eingesetzt. Nachdem er anfänglich wichtige Erfolge mit den kaiserlichen Truppen erzielt hatte, führten seine zögerliche4 Kriegsführung und seine Weigerung, mit den bayerischen und spanischen Truppen zusammenzuarbeiten, jedoch dazu, dass er seine Unterstützung am kaiserlichen Hof verlor und schließlich 1634 ermordet wurde. Der Kaiser berief seinen Sohn Ferdinand (III.) zu Wallensteins Nachfolger, der 1634 bei Nördlingen einen wichtigen Sieg über die Schweden errang.
1635 wurde der Prager Frieden geschlossen, in welchem Ferdinand II. den protestantischen Ständen große Zugeständnisse machte, indem er auf eine Durchsetzung des Restitutionsedikts verzichtete. Ein Erfolg Ferdinands war, dass alle reichsständischen Bündnisse, darunter die Katholische Liga, aufgelöst wurden und die Errichtung eines Reichsheers unter kaiserlichem Oberbefehl beschlossen wurde.
Dennoch bedeutete der Prager Friede nicht das Ende des Dreißigjährigen Kriegs. 1635 griff Frankreich auf der Seite Schwedens in die Kriegshandlungen ein. Ferdinand II. hat das Ende des Dreißigjährigen Kriegs nicht mehr erlebt. Am 22. Dezember 1636 setzte er auf dem Regensburger Kurfürstentag noch die Wahl seines Sohnes Ferdinand zum König durch, bevor er am 15. Februar 1637 in Wien starb.
Lit.: Eder, Karl: "Ferdinand II.". In: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 83-85 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118532510.html#ndbcontent; Bireley, Robert: Ferdinand II. Counter-Reformation Emperor. 1578-1637. Cambridge 2014; Johann Franzl: Ferdinand II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit. Graz u. a. 2. verb. Aufl. 1989; Brockmann, Thomas: Dynastie, Kaiseramt und Konfession. Politik und Ordnungsvorstellungen Ferdinands II. im Dreißigjährigen Krieg. Paderborn 2011.
G
Gallas, Matthias, Graf von Gallas zum Schloss Campo und Freyenthurn
Matthias Gallas wurde am 17.Oktober 1588 in Trient geboren. Über seine Kindheit und militärische Ausbildung ist nur wenig bekannt. Sein erster militärischer Einsatz im Dienst der Habsburger leistete er gegen die aufständischen Niederländer. Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs war er Hauptmann und Kommandant der Festung Riva am Gardasee. Als Auszeichnung für seine Tapferkeit erhielt er im Jahr 1627 die Freiherrenwürde. Zwei Jahre später wurde er Oberfeldwachtmeister im kaiserlichen Heer unter Wallenstein und nahm 1630 an der Eroberung und Plünderung Mantuas teil. Nach Wallensteins Ablösung diente Gallas kurzfristig in Tillys Heer, wurde jedoch nach der Wiederberufung Wallensteins als Generalfeldzeugmeister wieder dessen Befehl unterstellt. Gallas genoss Wallensteins Vertrauen und kämpfte, 1632 zum Feldmarschall befördert, an dessen Seite in der Schlacht an der Alten Veste, in welcher die schwedischen Truppen unter König Gustav Adolf hohe Verluste erlitten und sich zurückziehen mussten. Obgleich der zum Generalleutnant (1633) ernannte Gallas weiterhin den Anweisungen Wallensteins folgte, stand er, ebenso wie Octavio Piccolomini, in Kontakt mit dem kaiserlichen Hof und hielt diesen über alle Vorgänge in Wallensteins Lager auf dem Laufenden. Für seine aktive Rolle in der Verschwörung gegen Wallenstein wurde er großzügig belohnt. Neben dem Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen erhielt er die Herrschaft über Reichenberg-Friedland sowie das Trčkasche Großdominium Smiřitz. Darüber hinaus wurde er zum militärischen Berater König Ferdinands, des späteren Kaisers Ferdinand III. (1637-1657), berufen und erwarb sich durch seine weiteren militärischen Erfolge dessen Gunst. Seine militärische Karriere neigte sich jedoch aufgrund verschiedener Niederlagen bald dem Ende zu. Im Jahr 1638 wurde ihm der Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen entzogen. 1643 wurde er kurzzeitig nochmals zum Oberbefehlshaber ernannt, musste diese Position aufgrund von Niederlagen jedoch noch im gleichen Jahr wieder abgegeben. 1645 erhielt er letztmalig den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen, gab aber aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands g das Kommando Anfang 1647 wieder ab. Gallas starb am 25. April 1647.
Lit: Rößler, Hellmuth: Gallas, Matthias Graf von. In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S 46f., Online-Version: https://www.deutsche-biographie.de/sfz19825.html (19.06.2019); Rebitsch, Robert: Matthias Gallas (1588-1647). Generalleutnant des Kaisers zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Eine militärische Biographie. Aschendorf 2006 (=Geschichte in der Epoche Karls V., Bd. 7).
Georg Friedrich von Greiffenklau, Kurfürst und Erzbischof von Mainz
Geboren am 8. September 1573 auf Schloss Vollrads, gestorben am 6. Juli 1629 in Mainz.
Georg Friedrich entstammt einem Adelsgeschlecht aus dem Rheingau und erhielt eine für angehende Kleriker typische Ausbildung, mit Studienaufenthalten in Rom und Ämtern im diplomatischen Dienst. 1601 wurde er Domscholaster und 1604 Dompropst in Mainz, 1616 dann Bischof von Worms. Am 16. Oktober 1626 wurde er einstimmig zum Erzbischof von Mainz gewählt wurde. 1627 begann er, mitten im Dreißigjährigen Krieg, mit dem Ausbau der Mainzer Martinsburg und wurde so zum ersten Bauherrn des heutigen kurfürstlichen Schlosses. 1629 ernannte ihn Kaiser Ferdinand II. zum Vollzugkommissar des Restitutionsediktes im Kurrheinischen Reichskreis. Georg Friedrichs früher Tod ließ ihn das Scheitern des Ediktes nicht mehr miterleben.
Lit.: Brück, Anton Ph., "Georg Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 219 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104196874.html#ndbcontent. [25.06.2019];
Marzi, Werner: https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/biographien/greiffenclau-georg-friedrich-von.html. [25.06.2019].
Georg II. von Hessen-Darmstadt
Georg II. von Hessen-Darmstadt wurde am 17. März 1605 in Darmstadt geboren. Nach dem Tod seines Vaters Ludwig V. wurde Georg 1626 Landgraf von Hessen-Darmstadt. Bereits vor der Übernahme der Regierungsgeschäfte hatte Georg diplomatische Aufgaben für seinen Vater übernommen. Obgleich er Kaiser Ferdinand II. treu ergeben war, blieb Georg II. während des Dreißigjährigen Kriegs neutral. Dies schützte seine Ländereien jedoch nicht. Georgs Gebiete wurden von Truppen aller Parteien, auch den kaiserlichen, geplündert und verwüstet. Daneben schwelte seit 1623 der Konflikt mit Hessen-Kassel um das Marburger Erbe, welcher 1645 in eine direkte kriegerische Auseinandersetzung führte, welche Hessen-Kassel für sich entscheiden konnte. Im Kasseler Vertrag wurden die Besitzverhältnisse am 14. April 1648 endgültig festgesetzt. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges war das Land ausgeblutet und Georg II. bemühte sich die Landwirtschaft wieder aufzubauen und seine während des Kriegs entvölkerte Landgrafschaft wieder zu besiedeln. Im Jahr 1659 wand sich Georg II. von seiner bisherigen kaiserfreundlichen Politik ab und trat dem Rheinischen Bund bei. Er starb am 11. Juni 1661 in Darmstadt.
Lit.: Becker, Wilhelm Martin: "Georg II.". In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 217 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118884352.html#ndbcontent [25.06.2019]; Walther: "Georg II.". In: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 674-677 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118884352.html#adbcontent [25.06.2019].
H
Huyn, Gottfried Graf von Geleen und Amsterad
Geboren um 1598 in Flandern, gestorben 1657 in Maastricht
Gottfried Graf Huyn diente seit 1615 zunächst im kaiserlichen, später im bayerisch-ligistischen Heer. Er war unter anderem unter Tilly an der Belagerung, Eroberung und Plünderung von Magdeburg beteiligt. 1633 erhielt er in Westfalen sein erstes eigenes Kommando. 1636 kehrte er in den kaiserlichen Dienst zurück und erhielt zu Beginn des Jahres 1639 das Kommando am Rhein. 1640 belagerte er Bingen belagert und nahm es ein, vereinigte sich daraufhin im September bei Fritzlar kurzzeitig mit den Truppen Erzherzog Leopold Wilhelms, trennte sich aber wieder von diesen und belagerte im November 1640 Friedberg. Im selben Jahr schützte er die Hochstifte Bamberg und Würzburg gegen einen Einfall der Schweden. Anfang der 1640er Jahre scheint Gottfried die Armee für einige Jahre verlassen haben, trat aber 1644 wieder in diese ein. Er kämpfte noch einige Jahre an der Seite von Franz von Mercy und Erzherzog Leopold Wilhelm. 1647 erhielt er den erbetenen Abschied. 1657 verstarb er.
Lit.: Landmann, Karl Johann Casimir von, "Geleen und Amsterad, Gottfried Huyn Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 534 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116522607.html#adbcontent. [25.06.2019].
L
Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, Fürstbischof von Passau und Straßburg
Geboren am 5. Januar 1614 in Wien Neustadt, gestorben am 20. November 1662 in Wien
Leopold Wilhelm war als jüngster Sohn Kaisers Ferdinands II. für eine geistliche Laufbahn vorgesehen. Ohne jemals die höheren Weihen empfangen zu haben, wurde er mit zahlreichen Ämtern und Pfründen ausgestattet. Unter anderem wurde er 1625 Bischof von Passau und Straßburg, 1627 auch von Halberstadt und 1641 Hochmeister des Deutschen Ordens. Ungeachtet seines geistlichen Stands wurden ihm zahlreiche militärische Aufgaben übertragen. 1639 übernahm er den Oberbefehl über die kaiserliche Armee. In den nächsten Jahren gelang ihm unter anderem die Zurückdrängung der Schweden bis an die Weser. 1642 trat er gegen den Rat des Grafen Ottavio Piccolomini bei Breitenfeld gegen die zahlenmäßig unterlegenen Schweden an und erlitt eine herbe Niederlage, woraufhin er sein Amt niederlegte. 1645 wurde er erneut zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee berufen. Leopold Wilhelm rechnete scheinbar aber nicht mehr mit der Möglichkeit eines Sieges gegen Schweden und Frankreich und unterstützte die zum Kompromissfrieden bereiten Kräften am Wiener Hof. 1647 bis 1656 war er Statthalter der Spanischen Niederlande. Nach dem Tod seines Bruders Kaiser Ferdinand III. (1657) geriet er kurz als dessen Nachfolger ins Gespräch; unterstützt wurde diese Gedanken nicht zuletzt vom Mainzer Reichserzkanzler Johann Philipp von Schönborn. Leopold verzichtete jedoch zugunsten seines Neffen Leopold (I). Neben seiner militärischen Karriere galt Leopold Wilhelm als einer der bedeutendsten Förderer der Kunst im 17. Jahrhundert.
Lit.: Hüttl, Ludwig, "Leopold Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 296-298 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727664.html#ndbcontent. [25.06.2019].
P
Piccolomini, Ottavio
Geboren am 11. November 1599 in Florenz, gestorben am 10. August 1656 in Wien
Ottavio Piccolomini hatte sich bereits mit 17 Jahren der militärischen Laufbahn verschrieben, zunächst in spanischen, später in kaiserlichen Diensten. Er erlangte immer höhere Ränge in der kaiserlichen Armee und stieg bis 1633 zum General der Kavallerie auf. Beim Sturz Wallensteins (1634) stand er fest auf der Seite des Kaisers, der ihn mit Ländereien in Böhmen und der Ernennung zum Feldmarschall belohnte. Sein erstes eigenes Kommando erhielt er 1634 in der Schlacht bei Nördlingen. Von 1639 bis 1643 galt Piccolomini als die rechte Hand des kaiserlichen Oberbefehlshabers Erzherzog Leopold Wilhelm. Nach Anschuldigungen im Zusammenhang mit der Niederlage von Breitenfeld wechselte er 1643 mit der Zustimmung des Kaisers zur spanischen Armee in den Niederlanden. Dort wenig erfolgreich, kehrte er 1648 wieder in den kaiserlichen Dienst zurück und erhielt das Oberkommando über die kaiserliche Armee. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges konnte er seine diplomatischen Fähigkeiten, die er während des Krieges bereits eingebracht hatte, erneut unter Beweis stellen, als er 1649/50 als kaiserlicher Hauptgesandter am Nürnberger Exekutionstag teilnahm. Piccolomini galt als einer der verlässlichsten Generäle des Kaisers, war aber aufgrund seiner durchwachsenen Erfolgsbilanz nicht unumstritten.
Lit.: Bierther, Kathrin, "Piccolomini, Ottavio Fürst" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 408-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594214.html#ndbcontent. [25.06.2019].