Stadtgeschichtlicher Überblick
Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, war Mainz nicht unmittelbar betroffen. Dennoch wurde ab 1619 bzw. 1620 in Mainz mit Maßnahmen zur Verteidigung begonnen: Die Stadtmauer wurde repariert, Gräben gesäubert, und am 11. August 1620 wurde der Sekundarklerus mit Waffen ausgestattet. Zusätzlich lag seit Januar 1619 ein Fähnlein Fußtruppen (ca. 400 Landsknechte) in Mainz. Erstmalig gefährlich wurde es für die Mainzer Stadtbevölkerung, als der Kommandant der spanischen Truppen Spinola im August 1620 den Rhein in Mainz überquerte und daraufhin die linksrheinischen unterpfälzischen Gebiete im Auftrag des Kaisers eroberte. Dies führte zu starken Unsicherheiten auf den Mainzer Straßen und schränke die Wirtschaft ein. Mit dem Mainzer Vertrag von 1621 zwischen Spinola und den Unionsfürsten kehrte wieder mehr Ruhe ein.
Die Bergstraße zwischen Heidelberg und Darmstadt war seit 1461 an die Kurpfalz verpfändet und Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg (1604 – 1626) setzte sich nach der spanischen Eroberung vehement für die Rückgewinnung dieser Gebiete für Mainz ein. Ein endgültiger Beschluss zu Gunsten von Mainz fiel erst im Westfälischen Frieden. In Mainz hatte Kurfürst Johann Schweikhard bereits 1620 mit dem Ausbau der nach ihm benannten Schweikhardsburg, dem Nukleus der späteren Zitadelle, beginnen lassen. Sein Nachfolger Kurfürst Georg Friedrich von Greiffenclau (1626 – 1629) widmete sich dagegen ab 1627 vor allem dem Neubau des Schlosses neben der Martinsburg, obwohl er als erster Kurfürst in seiner Wahlkapitulation die Sicherung der Stadt versprechen musste.
Die spanische Eroberung der Unterpfalz führte in den eroberten Gebieten zu einer Rekatholisierung. Die protestantischen Fürsten am Mittelrhein bangten um ihre Rechte zur Religionsausübung. Johann Schweikhard beruhigte sie zunächst. Doch war er einer der Verfechter des Restitutionsediktes von 1629, welches durch Kaiser Ferdinand II. erlassen wurde und die Rekatholisierung aller protestantischen Besitztümer, die nach dem Passauer Vertrag von 1552 den Katholiken entzogen worden waren, verfügte. Ehe das Edikt Wirkung zeigen konnte, verstarb der Kurfürst jedoch am 6. Juli 1629.
Ihm folgte Anselm Casimir Wambold von Umstadt. Kurz nach dem Beginn seiner Regierung griffen die Schweden in das Kriegsgeschehen ein. Auch in Mainz rüstete man sich für eine mögliche Belagerung. Während Munition und Proviant ausreichend vorhanden waren, ließ die Befestigung der Stadt zu wünschen übrig. Bereits im November 1631 wurde der Geistlichkeit erlaubt, die Stadt zu verlassen. Einige flüchteten, und der Kurfürst, der zunächst noch selbst das Kommando über die 2000 Mann starke Stadttruppe übernommen hatte, floh am 18. Dezember nach Köln und sollte erst vier Jahre später wieder in seine Residenzstadt zurückkehren können. Mainz musste am 23. Dezember vor den Schweden kapitulieren. Einen Tag später hielt Gustav Adolf seinen feierlichen Einzug in die Stadt. Die Bewohner von Mainz waren durch hohe Zahlungen und Einquartierungen von Soldaten stark belastet. In der Schwedenzeit wurde eine eigene Regierung für Mainz eingerichtet, auf dem anderen Rheinufer an der Mainmündung die Gustavsburg erbaut und der Ausbau der Mainzer Befestigungsanlagen vorangetrieben. Nachdem Gustav Adolf bereits im November 1632 bei Lützen gefallen war, gerieten die Schweden immer weiter unter Druck. Im Sommer 1635 belagerte der kaiserliche Kommandeur Gallas Mainz, musste aber die Belagerung aufgeben, als sich französische Entsatztruppen näherten. Erst Ende des Jahres gelang den Kaiserlichen die erfolgreiche Befreiung der Stadt, nachdem eine Pestepidemie die Bevölkerung weiter dezimiert hatte.
Nur neun Jahre später erlebten die Mainzer eine erneute Besatzung. Im September 1644 musste Anselm Casimir den Franzosen die Stadt überlassen. Zwar wurde den Mainzern eine eigenständige Regierung der Stadt zugesagt, jedoch wurden die Bürger erneut mit Einquartierungen belastet. Die Franzosen nutzten die Stadt als Ausgangsposition für ihre Angriffe östlich des Rheines. Anselm Casimir verstarb im Frankfurter Exil. Sein Nachfolger Johann Philipp von Schönborn (1647 – 1673) wurde bereits am 9. Oktober 1647 gewählt.
Johann Philipp von Schönborn wirkte entschlossen am Westfälischen Frieden mit. Bei seinem Einzug in Mainz nach dem Abzug der Franzosen (Sommer 1650) bot die Stadt ein jämmerliches Bild. Nur einige wenige Bürger konnten ihm den Huldigungseid leisten, und die Geistlichkeit war fast vollständig aus der Stadt geflohen. Erst nun konnte der Wiederaufbau der Stadt beginnen.
Lit.: Brück, Anton: Mainz vom Verlust der Stadtfreiheit bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs (1462-1648). Düsseldorf, 1972.
Jürgensmeier, Friedhelm: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte. Teil 1, Würzburg, 2002.
Müller, Hermann-Dieter: Der Schwedische Staat in Mainz, 1631-1636. Einnahme, Verwaltung, Absichten, Restitution. Mainz 1979. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 24).
Stumme, Wolfgang: https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/stumme-ainz-dreissigjaehriger.krieg.html. (Veröffentlicht am 17.01.2017).