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1 Hochwürdigster Erzbischou vnnd Churfürst,
2 gnedigster Herr
3 Ewer Churfürstl(ichen) G(naden) berichtte ich hiermitt vnder-
4 thenigst, das ob wolln mir das donauische
5 regiment gar schwach vnnd das es nurrend
6 in 6. compagnien bestehe, ist vorgemahlet
7 worden, so habe ich ijedoch im werck befunden,
8 das dieselbe vnder 7. fandlein
9 in[Anm. 1] 600. man starck einge-
10 zogen vnnd weiln darneben
11 auch[Anm. 2] 5. compagnien des
12 waldeckischen regiments mitt
13 [Anm. 3]herein kommen
14 seind,[Anm. 4] dieselbe auch[Anm. 5] an-
15 fangklichs sampt ihren offici-
16 rern ainzich von der burger-
17 schaft haben vnderhalten
18 werden müssen, hatt es
19 [Anm. 6] überauß viell
20 klagten vnnd confusion geben.
21 Dazue den dieses noch kommen
22 ist, das die schwedische knecht
23 hauffenweijß wieder zue-
24 ruck kommen unnd dinst
25 genommen, hernacher den
26 vnßerigen die alhier verblie- //
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1 bene[Anm. 7] schwedische ministros vnnd
2 deren losamenter verratten,
3 also angefangen, selbige nichtt
4 allein auff offener gassen
5 zueberauben, sondern auch
6 beij hellem lichtem tag die
7 haußer zue eseuliren vnnd
8 außzueplündern, welches
9 vergangenen donnerstag den
10 gantzen tag gewehrett hatt,
11 also das man zue haltung
12 des accords den schwedischen
13 lebendige salva guardien in
14 die heußer legen, hernach
15 durch offentlichen trommell-
16 schlag solches plündern hatt
17 verbietten müssen. Gestern
18 aber seind wieder 4. com-
19 pagnien des donauischen re-
20 giments auß der statt marchir
21 vnnd logirtt worden, wie
22 beijligender zettell außweijsst[Anm. 8],
23 [Anm. 9]also das nuhmer von den
24 Waldeckischen 5. vnd von den
25 Donauischen 3. compagnien
26 bestendich hierin verbleiben
27 werden, inmassen E(uer) Churf(ürstlichen) G(naden)
28 ich iüngsthin gehorsambist be- //
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1 berichtett habe.
2 Sonsten befinde ich hiesige statt
3 vnnd die darin noch [lebende][Anm. 10]
4 bürgerschafft der gestalt außge-
5 sogen vnnd verarmett, das es
6 ein lauttere ohnmöglichkeitt
7 ist, hiesige guarnison durch sie
8 zuunderhalten, sonder die höchs(te)
9 notturfft erfordert, deren
10 verpflegung auff das land
11 zuetheylen, derowegen[Anm. 11] auff
12 E(uer) Churf(ürstlichen) G(naden) g(nedig)ste ratification
13 ich hierin[Anm. 12] [Sub n.2.][Anm. 13] kommende logie-
14 rung entworffen habe.
15 Ob aber dieses lobliche Erzstift
16 Mainz bij yetziger seiner
17 beschaffenheitt[Anm. 14] 17 com-
18 pagnien zue fuß [sampt den stäben][Anm. 15] vnderhalten
19 könne, da stehe ich sehr ahn,
20 dan sich nach der kayß(erlichen) ver-
21 pflegungs ordonnance hierbeij
22 [Anm. 16]sub n. 3. befindett, des eine
23 compagnia zue fuß ohne service
24 vnnd vnderhaltung der pferd
25 /die compagnia zue 200 kopffen
26 gerechnett/ monatelich kombt
27 auff 2023[Anm. 17] fl(orin), massen beij-
28 [Anm. 18]liegender zettell N.4 auß-
29 weyssett. Wen man nun //
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1 diesses per 17. multiplicirett,
2 kombe die sum 34391.[Anm. 19] f(lorin),
3 so die 3 regimente monattlich
4 ohne die stäb, havern, service
5 rauhfueder vnnd anders zuer-
6 halten kosten würden.
7 Die stäb aber belangend, ob-
8 woll der Herr Grau von Do-
9 nau nichtt mehr alß einen stab
10 vor sich prætendirett, so befinden
11 sich yedoch bey den regimentern
12 3. Obriste Lieutenants 3 Obrist
13 Wachttmeisters vnd so fort, ohn
14 deren keiner aus ####semich
15 wird zue rück lassen wöllen,
16 welches dan den lasten vmb so viell-
17 mehr[Anm. 20] [ergrössett][Anm. 21]. Solten nun
18 E(uer) Churf(ürstliche) G(naden) sich gnedigst be-
19 lieben lassen, das rothe oder
20 kayß(erlich) donauische regiment / wel-
21 ches dan meines geringen ermessens[Anm. 22]
22 will das nechste mittell sein
23 werd / von sich zueschicken,
24 entstehett abermalß die frag,
25 wie man dasselbe mitt ehr
26 vnnd reputation loß werde, damit
27 man so woll den H(errn) Grauen vnnd
28 andere officier alß auch gemeine
29 soldaten [ohnverschulter ding][Anm. 23] nichtt vor die köpff
30 stosset. Dan einmahl ist //
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1 gewiß vnnd kann ich tanquam
2 testis ocularis dessen genuchsame
3 zeugnuß geben, das der Herr
4 Grau beij dieser placquirung
5 vnnd recuperirung der statt
6 Maintz überauß viell mühe
7 fastidium unnd gefahr seines
8 lebens vnnd reputation gehabt
9 vnnd außgestanden vnnd mitt
10 der über sich genommener
11 persönlicher convoye des feyndes biß nach
12 Metz [biß dato][Anm. 24] außstehen thuett.[Anm. 25]
13 Alß würde er
14 sampt seinem regiment viell
15 ein anders verdinett zuhaben
16 vermeinen, alß das man seine
17 leutt beij diesser wintter-
18 lichen zeitt [ohne aintzige entgeltnuß][Anm. 26] wiederumb inß
19 feld weijssen thue, würde
20 solches auch E(uer) Churf(ürstlichen) G(naden) bey
21 andern verkleinerlich unnd
22 dißreputirlich fallen.
23 Deroselben nun meine gering-
24 fugige, gleichwoll getrewiste
25 meinung vnderthenigst zuent-
26 decken wolte ich[Anm. 27] ohnuergreifflich //
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1 davor halten, es köntten E(uer)
2 Churf(fürstliche) G(naden) beij hiesiger juden-
3 schafft / weiln dieselbe beij
4 freund unnd feynd den namen
5 hatt, das sie die gantze zeitt
6 vber vor allen andern befreyet
7 vnnd sich mitt dem yenigen,
8 so der soldatt dem armen
9 christen abgenommen, bericht
10 haben / einer erkecklichen summe
11 geldes habich werden vnnd mit
12 deroselben sich beij[Anm. 28] dem
13 regiment abfinden inmitt-
14 telß aber beij der zue Ungarn
15 Konichl(ichen) May(estä)tt vnd H(errn) Gra-
16 ven Gallaß[Anm. 29] dasselbe solcher
17 gestalt recommendiren, damit
18 [Anm. 30]ihme anderwerts ein gutt
19 wintterquartier vergönnet werden
20 möge. Dieses seind
21 hervor meine ohnuergreijffliche
22 gedancken, der vnderthenigsten
23 hoffnung gelebend E(uer) Churf(ürstliche Gnaden)
24 selbige in[Anm. 31] Churf(ürstlichen) G(naden) auff-
25 nemen[Anm. 32] unnd [...][Anm. 33] thuen
26 werden, was ihro beliebich
27 sein mag. //
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1 Gleich des andern tags, alß der
2 feind auß hiesiger statt gezog(en),
3 hatt sich von dem zue F(rank)fortt
4 ligenden Oberkriegscommissario
5 Berttram von Sturm[Anm. 34] ein sub
6 deligirtter beijm H(errn) Obristen
7 Lieutenant Buseck vnd mir [mitt vorzeigung einer offnen instruction][Anm. 35]
8 angeben, mitt begeren seinem
9 Principaln zue berichtten,
10 welcher gestalt der feynd ab
11 hier außgezogen, was vor
12 schwedische ministri vnnd gütter
13 alhier verblieben, wie sich die
14 artilleria vnnd munition [deßgleichen der vorratt ahn getreyd][Anm. 36] be
15 fände vnnd zum fall kayß(erliche)
16 stuck oder granaten drunder,
17 selbige ihme zue behuff der
18 placquirung Hanau abfolgen
19 zuelassen, deme ich zue antwor[t][Anm. 37]
20 geben, es seije auß dem getruck-
21 ten maintzischen accord zue
22 sehen, wie man mitt dem feind
23 gehandeltt habe. Es seyen
24 auch zwar etzliche schwedische
25 ministri vnd deren weibern leibs
26 ohnpaßlichkeitt vnd anderer
27 vrsachen halber alhier ver-
28 blieben, weiln man aber dem
29 feijnd den freijen abzugk //
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1 vnnd schiff genuch darzue vergön-
2 nett, könne er leichtt ermessen,
3 was er vor gütter alhier gelasse(n)
4 habe. Wegen des getreyds zum
5 fall sein H(err) Principall vnns ein
6 1000 m(a)l(te)r oder 2. herunder
7 schicken wolte, hetten wir
8 dieselbe zue grossem danck
9 anzuenemen, sintemall weder
10 korn noch mehll alhier vorhanten.
11 Die artilleria betr(effend) were dieselbe
12 zwar von dem alhier verbliebene
13 Stückmaior noch nichtt geliffert,
14 wir hetten aber albereitt so viell
15 ersehen, das nichtt das halbe
16 theill mehr vorhanden, was E(uer)
17 Churf(ürstliche) G(naden) vor 4. iahren alhier
18 gelassen hetten, köntten also
19 nichtt sehen, wie deroselben
20 aintzige abfolgung zugemuthet
21 werden köntte. Dieweill aber
22 bemelter subdelegirtter noch-
23 malß vmb designation der
24 artilleria angehalten, habe
25 E(uer) Churf(ürstliche) G(naden) ich vmb g(nädig)sten
26 verhaltungs beuelch vnderthenigst
27 bitten vnnd zugleich das inven-
28 tarium des geschutz vnd muniti-
29 on [Sub N 5][Anm. 38] überschicken wollen[Anm. 39]. //
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1 Im schloß alhier habe ich gleicher
2 gestalt alles auffzeichnen zue
3 lassen einen anfang gemachtt.
4 [Anm. 40]Verhoffe beij nechster post
5 selbige zuüberschicken. Im
6 keller hatt sich ahn wein 2
7 ohm befunden, welches der
8 gantze vorratt ist.
9 Es hatt sich der schwedische
10 Müntzmeister Benedict[Anm. 41]
11 Stephani alhier beij mir ange-
12 ben mitt vermelden, weiln von
13 E(uer) Churf(ürstlichen) G(naden) er salvaguardi-
14 rett, seije er willens auff der
15 selben g(nädig)ste genemhaltung das
16 müntzwesen wieder inß werck
17 zuesetzen vnnd E(uer) Churf(ürstlichen) G(naden)
18 das ihrige alle[Anm. 42] monat richtich
19 außzueliefferen. Bitte deß-
20 wegen ihme schrifftlichen schein
21 zugeben vnnd zuerlauben,
22 das er kohlen möge brennen
23 lasen. Dabeij angedeuttett,
24 das ihme ahn andere ortten,
25 da er biß dahero das müntz-
26 wesen getrieben, freij ge-
27 laßen worden, kohlen
28 brennen zue lassen, wo es //
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1 ihme beliebett habe. Alß
2 erwartte hierüber E(uer) Churf(ürstlichen)
3 G(naden) g(nädidg)ste resolution, habe aber
4 inmittelß auff deroselben ra-
5 tification ihme verlaubett,[Anm. 43]
6 einen kohler inß Reingau
7 zueschicken vnd dem G(rafen)
8 Waldsbatten dabeij geschrieben,
9 denselben ahn solche ortt
10 zueweyßen, das er der land-
11 schafft kein schaden bringen
12 möge.
13 Deßgleichen werden E(uer) Churf(ürstliche)
14 G(naden) vnderthenigst gebetten,
15 mir g(nädig)sten beuelch zuezue-
16 schicken, wie man sich auff
17 der rentten vnnd Reinzoll
18 mitt erhebung der imposten,
19 weiln solche alle von den
20 schwedischen erstaigertt
21 worden, item ersetzung deren
22 vacirenden stellen [auff der reinischen, des gülden zolß im kauffhauß unnd anderstwoh][Anm. 44] zuver
23 halten haben möge[Anm. 45] //
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1 Schließlichen berichtte E(uer)
2 Churf(ürstlichen) [Gnaden] ich auch gehorsambist,
3 welcher gestalt sich verschiedene
4 bürger beij mir beklagett,
5 das sie auff des Breken-
6 brechts zuesprechen vnnd
7 beuelch vorschiedene sachen
8 vnnd arbeytt zue vnnd ahn der
9 schiffbrucken vnnd sonsten
10 hetten verrichtten vnd herge-
11 ben müssen. Daruber besag-
12 ter Brekenbrechtt schrifteliche
13 abrechnungen gehalten vnd
14 ihnen die zahlung auß der
15 cammer versprochen, welche
16 sie dan originaliter vorzei-
17 gen können, nuhmer aber
18 ihnen nichst gestendich sein
19 wolle, begeren deßwegen
20 ihnen würcklich zu accordi-
21 ren. Weiln ich nun nichtt
22 weyß, ob man ohne ver-
23 letzung des accords vnd
24 da der H(err) Grau von Donau
25 noch beij des feinds compagn[ien]//
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1 begriffen, diesem begeren
2 statt geben könne. Alß
3 bitte E(uer) Churf(ürstliche) G(naden) vmb
4 g(nädig)sten verhaltungs beuelch
5 vnnd habe deroselben dises
6 alles hiermitt vnnderthe-
7 nigster schuldigkeitt nach
8 berichtten sollen, in
9 verbleibung.
10 Mainz, den 13.t(en) Jan(uar) 1636
[Concept schreibens ahn
ihre Churf(ürstliche) G(naden) vom
13.t(en) Jan(uar) 1636][Anm. 46]
Ahn Reverendissimum Mog(untinum)
Anmerkungen:
- Unleserliche Streichung des Autors des Autors. Zurück
- Streichung des Autors des Autors: „4“. Zurück
- Streichung des Autors des Autors: „eingezogen“. Zurück
- Streichung des Autors des Autors: „vnnd weiln“. Zurück
- Dem Text übergestellt. Zurück
- Streichung des Autors des Autors: „anfangklichs“. Zurück
- Im Text irrtümlich: „verblie- // bliebene“. Zurück
- Zettel hat sich nicht erhalten. Zurück
- Links neben Haupttext unleserliche Streichung des Autors des Autors. Zurück
- Einschub des Autors links neben Text, Position in Haupttext mit F markiert, danach Streichung des Autors: „befindliche“. Zurück
- Streichung des Autors: „ich“. Zurück
- Streichung des Autors: „tt“. Zurück
- Einschub des Autors links neben Text, Position in Haupttext mit F markiert. Zurück
- Streichung des Autors: „diese“. Zurück
- Einschub des Autors links neben Text, Position in Haupttext mit F markiert. Zurück
- Links von Text Anmerkung N. 3 Zurück
- Streichung des Autors: „1900“. „2023“ der Streichung des Autors übergestellt. Zurück
- Anmerkung Autor links neben Haupttext N. 4. Zurück
- Streichung des Autors: „29200“. „34391“ über die Streichung des Autors gestellt. Zurück
- Streichung des Autors: „beschwehrett“. Zurück
- Einschub des Autors links von Haupttext. Zurück
- Unleserliche Streichung des Autors, „wissens“ über die Streichung des Autors gestellt. Zurück
- Einschub des Autors links neben Text, Position in Haupttext mit F markiert. Zurück
- Einschub des Autors links vom Text, Position im Haupttext mit F markiert. Zurück
- Streichung des Autors: „so hatt er auch die gantze zeitt werender placquirung seinen staab auß seinem seckell ohne zueschuß“. Zurück
- Einschub des Autors links vom Text, Position im Haupttext mit F markiert. Zurück
- Streichung des Autors: „d“. Zurück
- Über unleserliche Streichung des Autors gestellt. Zurück
- Matthias von Gallas, ab 1632 Graf von Gallas zum Schloss Campo und Freyenthurn, Generalleutnant der kaiserlichen Armee. Zurück
- Streichung des Autors „ob“ Zurück
- Streichung des Autors: „G“. Zurück
- Streichung des Autors: „werden“. Zurück
- „vnnd [...]der Streichung des Autors übergestellt, teilweise nicht zu entziffern. Zurück
- Bertram von Sturm, ab 1632 Bertram von Sturm zu Vehlingen, war kaiserlicher Rat und kaiserlicher Kriegsoberkommissar des Oberrheinischen und des Niederrheinischen Reichskreises. Zurück
- Einschub des Autors links von Text. Zurück
- Einschub des Autor links von Text, Position in Haupttext mit F gekennzeichnet. Zurück
- Seite abgeschnitten. Zurück
- Einschub des Autors links neben Text, Position im Haupttext mit F gekennzeichnet. Zurück
- Streichung des Autors: „so biden“. Zurück
- Streichung des Autors: „s“. Zurück
- Unleserliche Streichung des Autors. Zurück
- Unleserlicher Streichung des Autors übergestellt. Zurück
- Danach unleserliche Streichung des Autors. Zurück
- Einschub des Autors links von Text, über drei Zeilen reichend. Position im Text mit F gekennzeichnet. Zurück
- Streichung des Autors: „dabeij E(uer) Churf(ürstliche)“. Zurück
- Links neben Haupttext, auf dem Kopf stehend ab Zeile 10. Zurück